Unterstützte Kommunikation

Kommunikation

Kommunikation ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Nicht allen gelingt es jedoch mittels Sprache ihre Bedürfnisse, Anliegen und Gefühle mitzuteilen oder von Erlebtem zu berichten. Oft ist es für Kinder mit Beeinträchtigungen auch schwierig, verbale Sprache zu verstehen und sie sind auf unterstützende Angebote angewiesen. Das Schulteam an der Heilpädagogischen Schule Toggenburg kennt zahlreiche Hilfsmittel, die Kommunikation zu unterstützen, wendet diese an und sucht immer wieder nach kreativen Lösungen, um die Kinder zu verstehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Dieser Fachbereich, bei dem das ganze Umfeld miteinbezogen wird, nennt sich Unterstützte Kommunikation (UK).

Unterstützte Kommunikation

Unterstützte Kommunikation dient dazu, ergänzende oder alternative Kommunikationsformen zu entwickeln, damit Personen in Interaktion treten können, auch ausserhalb der Familie. Um die geeigneten Kommunikationshilfsmittel zielgerichtet einzusetzen, ist eine sorgfältige Diagnostik nötig. Auch Kinder, welche bereits über Lautsprache verfügen, profitieren wesentlich von der Unterstützten Kommunikation, da die Möglichkeiten, sich auszudrücken und andere zu verstehen deutlich verbessert werden. Dies wiederum wirkt sich positiv auf die gesamte Entwicklung aus. Unterstützte Kommunikation ermöglicht es, Informationen auszutauschen, Bedürfnisse auszudrücken, Wissen darzustellen, Freundschaften zu schliessen, Konflikte zu bewältigen und zu lernen. Es gibt sehr viele verschiedene Methoden und Konzepte, welche in der Unterstützten Kommunikation angewendet werden. Teilweise können diese als eigene „Sprachsysteme“ angesehen werden. Es ist deshalb wichtig, dass in einer Institution einheitliche Methoden angewendet werden. Einige Institutionen sind vernetzt, damit in möglichst vielen Schulen und in Einrichtungen für Erwachsene dieselben Kommunikationssysteme angewendet werden. Wünschenswert wäre, wenn auch Kinder in Regelschulen von einigen Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation profitieren könnten. Ein bebilderter Tagesablauf kann beispielsweise bereits eine wichtige Unterstützung sein.

Im Folgenden werden Formen der Unterstützten Kommunikation aufgezeigt, welche an der Heilpädagogischen Schule Toggenburg angewendet werden.

 

Weitere Informationen zum Thema:

Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation: www.isaac-online.de

UK-Netzwerk: www.uk-netzwerk.ch

Stiftung Kind und Autismus: www.kind-autismus.ch

 

Reale Gegenstände

Bewusst werden in der Unterstützten Kommunikation reale Gegenstände eingesetzt. Zum Beispiel gibt die Lehrkraft einem Kind die Jacke in die Hand. So erkennt das Kind, dass es nun dieses Kleidungsstück anziehen soll. Ein Löffel kann das Signal sein, dass es Mittagessen gibt oder die Schwimmhilfe, dass es nun ins Bad geht. Einige Kinder unserer Schule sind darauf angewiesen, dass ihnen auf diese Art und Weise mitgeteilt wird, was als nächstes kommt. Der individuell erstellte Stundenplan ist dann auch mit Gegenständen gefüllt und für die verschiedenen Sequenzen im Schulalltag werden identische Gegenstände verwendet. Dies hilft dem Kind, sich zu orientieren und die meist mit Sprache begleitete Mitteilung zu verstehen.

Vor den allgemeinen Räumen in der Heilpädagogischen Schule hängen Gegenstände (Referenzgegenstände). Bei der Schulküche ist dies zum Beispiel ein Schwingbesen. In jedem Schulzimmer ist eine Kiste mit allen Referenzgegenständen vorhanden. So kann den Schülerinnen und Schülern mittels Gegenstand mitgeteilt werden, zu welchem Raum sie gehen sollen und wo als nächstes gearbeitet wird.

Mimik

Bereits Babys lernen in den Gesichtern zu lesen. Sie erkennen, ob die Eltern fröhlich oder bedrückt sind. Die Mimik ist ein wichtiges Kommunikationsmittel, um Stimmungen mitzuteilen und entgegen zu nehmen. Damit Kinder die Mimik entschlüsseln können, ist ein eindeutiger Gesichtsausdruck auf Augenhöhe elementar.

Gestik

Es gibt viele Gesten, welche in unserem Kulturkreis angewendet werden. Eine der ersten Gesten, welche Kleinkinder lernen, ist wohl das „Winken“. Auch „komm her“, „stopp“, „verboten“ usw. sind uns allen bekannt und werden auch in der Schule angewendet. Gezielt können auch Gesten für „Ja“, „Nein“ oder „ich muss zur Toilette“ eingeübt werden. Teilweise erfinden Kinder eigene Gesten.

Gebärden

An der Heilpädagogischen Schule Toggenburg verwenden wir die Gebärden von Porta. Porta gibt es als App. Viele Schülerinnen und Schüler kennen einige Gebärden und können diese auch anwenden. Von Betreuenden wird die Lautsprache meistens mit einer solchen Gebärde unterstützt. Die Gebärde für „spielen“ kennen fast alle ebenso jene für „arbeiten“.  Erfreulich ist, wenn beispielsweise ein Knabe mit einer undeutlichen Aussprache mit einer Gebärde mitteilen kann, dass er noch mehr Fleisch essen will.

Die Gebärden zu lernen ist aufwendig, sie müssen geübt und immer wieder aktualisiert werden. In der Schule haben wir deshalb eine Informationstafel mit saisonal aktuellen Gebärden, welche von der Arbeitsgruppe Kommunikation erstellt wird. An den Morgensitzungen werden einzelne Gebärden wiederholt und so immer wieder ins Gedächtnis gerufen, damit diese im Schulalltag angewendet werden können.

Bilder, Fotos

Sobald ein Kind Bilder erkennen kann, können diese eingesetzt werden in der Kommunikation. Da Fotos heute unkompliziert geknipst und ausgedruckt werden, ist dies ein grosses Hilfsmittel in der Unterstützten Kommunikation und somit in der Heilpädagogischen Förderung. Abwesende Personen können genannt werden, das Tagebuch wird mit einem Foto ergänzt, das Kind erzählt mittels Foto vom Wochenende. Wenn ein Kind ein Spiel auswählen darf, so kann es auf das entsprechende Foto zeigen. Fotos und Bilder sind handlicher als reale Gegenstände und können vielfältiger eingesetzt werden.

Bei den Zimmerbeschriftungen im Schulhaus hängen die Fotos von jenen Personen, die anwesend sind. So wird den Schülerinnen und Schülern mitgeteilt, wer an welchem Tag da ist.

Wiederkehrende Handlungen werden schrittweise fotografiert, in kleine Ordner geheftet. Diese bebilderten Abläufe stehen den Schülerinnen und Schülern jederzeit als Lern- und Orientierungshilfe zur Verfügung.

Piktogramme

Aus dem PC-Bilderprogramm Boardmaker haben wir für die Schule einheitliche Symbole ausgewählt, welche für die Stundenpläne der Kinder verwendet werden. Somit müssen sich die Kinder keine neuen Piktogramme einprägen nach einem Klassenwechsel. Jedes Kind hat einen eigenen Stundenplan auf dem die bekannten Piktogramme angeheftet sind, damit es sich über den Ablauf des bevorstehenden Schultages orientieren kann.  Mit denselben Piktogrammen sind auch die Zimmer im Schulhaus beschriftet.

Die Piktogramme werden vielfältig eingesetzt für Kommunikationstafeln, Umhängeschilder, Kommunikationshefte oder Umhängetaschen. All dies erleichtert den Schülerinnen und Schülern die Orientierung im Schulalltag und die Kommunikation. So kann ein Kind z.B. auf das Schild „WC“ zeigen, um sich verständlich zu machen.

Elektronische Hilfsmittel

Mit elektronischen Hilfsmitteln kann per Tastendruck eine laut- oder schriftsprachliche Mitteilung abgerufen werden. Es gibt einfache Geräte mit einem Sprechknopf, bei denen eine Mitteilung aufgenommen und abgespielt werden kann. Um die Komplexität zu steigern, werden den Kindern zwei solche Knöpfe angeboten z.B. mit den Aussagen „Rüebli“ und „Schokolade“ oder „ich will noch einmal“ und “ich will etwas Anderes“. Das Kind lernt so seine Wünsche mit Hilfe des Gerätes mitzuteilen. Bei den elektronischen Hilfsmitteln gibt es sehr komplexe Geräte und immer neue werden entwickelt für unterschiedliche Ansprüche. Einige Geräte stehen uns in der Schule zur Verfügung. Um ein geeignetes Gerät für ein Kind ohne Lautsprache zu finden, braucht es sorgfältige Abklärungen von externen Fachleuten. Die Kosten für ein elektronisches Hilfsmittel sind leider immens und die Finanzierung sehr schwierig.